Im letzten Jahr ist es zu keiner nennenswerten Entwicklung in der tschechischen Endlagersuche gekommen, wenn wir die Verhaftung des Direktors von SÚRAO wegen des Korruptionsverdachts außer Acht lassen.
Seit Ende 2020 konzentrieren sich die weiteren Arbeiten auf vier Standorte: Janoch in unmittelbarer Nähe zum KKW Temelín, Horka und Hrádek in der Region Vysočina und Březový potok im Bezirk Klatovy.
Im März 2023 wurden die Anträge zur Genehmigung der Bohrungen in den Standorten eingereicht (Verfahren über Festlegung des Erkundungsgebietes). Der Antragsteller – die Verwaltung der Lager für die radioaktiven Abfälle SÚRAO, die zuständige Behörde – das Ministerium für Umwelt. Parteistellung haben der Antragsteller, betroffene Gemeinden sowie Vereine.
Aufgrund der Anforderungen der Taxonomie soll die Festlegung des Endlagerstandortes um ca. 2 Jahre beschleunigt werden, damit die Inbetriebnahme des Endlagers schon im Jahr 2050 erfolgen kann. Die Geologen kritisieren die Beschleunigung der Erkundung (bis 2028), da eine ordentliche Durchführung der Bohrungen und die Auswertung der Messdaten mehr Zeit erfordert.
Der Entwurf „des Gesetzes über Verfahren, die mit dem Tiefendlager für radioaktive Abfälle zusammenhängen“ wurde am 11. Jänner 2023 von der Regierung beschlossen und von dieser ins Parlament weitergeleitet. Die Endlagerstandortwahl soll nach dem Entwurf auch vom Parlament beschlossen werden. Die Gemeinden sind jedoch nach wie vor mit dem Entwurf unzufrieden und bereiten einen Gegenentwurf für die Erörterung im Parlament vor, nach dem die Zustimmung der betroffenen Gemeinde auch erforderlich wäre.
In der letzten Umfrage (September – Oktober 2022) zum Thema Kernkraft wurde festgestellt, dass 53% der Befragten gar keine Vorstellung haben, was in Tschechien mit dem radioaktiven Abfall passiert! Nur 23% konnten die richtige Antwort geben (es wird nach einem Endlagerstandort gesucht).
Mit diesem Ergebnis wird die hohe Unterstützung für die weitere Entwicklung der Nutzung der Kernkraft in Tschechien stark relativiert.